STEFAN SAALFELD
born in Ingolstadt / Germany
1983 – 86 apprenticeship as cabinet maker in Munich / Germany
1987– 93 Academy of Fine Arts Munich
since 1986 painting
since 2005 digital painting
Lives and works in Munich / Germany
EXHIBITIONS
1996 Galerie Waskowiak, Berlin (solo)
2006 Galerie art-ig, München (group)
2011 Stefan Saalfeld Showroom, München (solo)
2012 84 GHz, München (solo)
2012 The Wand, Berlin: „Laughing in the Mechanism“ (group)
2013 BIG DATA ART, Munich (group)
2014 UP&COMING, London, inaugural group show by Kids of Dada, March 2014
2014 LUMAS, Frankfurt/M, „JUMP“ (solo)
2016 UNPAINTED, München (group)
2020 HIDE:SEEK; bei Kroher/Strobel, München (MCBW)
2021 SUB TAI Galerie, Berlin „48 h Neukölln“ (group)
2022 Haus der Kunst München, „Off shore“, 15 min famous
LINKS
lumas.de
kidsofdada.com (VISIONS OF THE FUTURE: Interview with Maria Raposo)
thewrong.org
The INTERIORS by Stefan Saalfeld are the promotional images for the worlds largest art biennale:
The World’s Largest Art Biennial is Now Online – ArtNet News
UNPAINTED LAB 3.0 MUNICH
18.-21. Februar 2016
curated by Nate Hitchcock & Annette Doms
BR Abendschau 19.02.2016: Interview zu UNPAINTED LAB 3.0 MUNICH
EINFÜHRUNG
Die Arbeiten von Stefan Saalfeld sind inspiriert von der Tradition der klassischen Malerei und den Möglichkeiten der Bildgestaltung mit digitalen Techniken. Vertraute Bildarchitekturen werden am Computer in ihre Einzelteile zerlegt, zerschnitten und zu vielschichtigen Modellen addiert. Konturen und Formen werden freigestellt, Strukturen und Zusammenhänge aufgelöst, um anschließend in neuen Kombinationen Gestalt anzunehmen. Mit Hilfe moderner Bildbearbeitungsprogramme lassen sich die ausgewählten Komponenten kreativ verwandeln, verfremden und zu komplexen Bilderzählungen zusammensetzen. Schicht um Schicht entstehen so faszinierende Kompositionen aus geometrischen Mustern, Texturen und grellbunten Abstraktionen. Scheinbar festgefügte Formen verlieren in diesen Bildern ihre Grenzen und werden Teil umgreifender Strukturen, Prozesse und Zusammenhänge.
Die computergenerierte Ästhetik ist überraschend sinnlich und vielschichtig. Durch Hinzufügen weicher malerischer Effekte und illusionistischer Stilmittel entsteht ein einzigartiger Mix. Aus bis zu vierzig übereinandergelegten Ebenen können diese Composings am Ende bestehen. Auch im kleinsten Detail ist bei dieser Art der Bildherstellung maximale Präzision möglich. Dem Künstler ist daran gelegen, dass ein Bild zweifach funktioniert: Im normalen Betrachtungsabstand erschließt sich die Bildidee und die Komposition. In der Nahansicht zeigt sich ein verblüffender Detailreichtum.
Eine serielle Arbeitsweise ermöglicht es dem Künstler, seine selbst gesetzten Themen zu erforschen und zu vertiefen. So entstanden von 2009 bis 2012 vier neue Werkreihen, deren bildsprachliche Bandbreite vom zeichenhaften Liniengeflecht bis zum klar strukturierten Farbfeld reicht – angefangen mit den sogenannten SPLINES, deren expressive Linienlabyrinthe weder Anfang noch Ende erkennen lassen. Diese schaffen in ihrer Vielseitigkeit eine Synthese aus Zeichnung, Malerei und generativer Software-Art. Die unbändige Dynamik der Bilder erinnert zuweilen an die Drip Paintings von Jackson Pollock. Die digitale All-over-Action intendiert gleichfalls eine Entgrenzung räumlicher Wahrnehmungsmuster.
Bei den SWARMS und CROWDS ist das optische Angebot an Bezügen und Korrespondenzen so üppig, dass sich im Auge des Betrachters unwillkürlich übergreifende Figurandeutungen und neue Bildzusammenhänge einstellen. Dieser „digitale Informell“ greift bewährte Spielarten des abstrakten Expressionismus auf und treibt sie auf die Spitze.
Im Medienzeitalter werden Bilder immer mehr auf ihren Informationsgehalt reduziert und als mediale Codes und Signale wahrgenommen. Die Geschichte der Malerei kann in diesem Zusammenhang als Abfolge einer unendlichen Vielfalt von individuellen Positionen und Formulierungen gesehen werden. Dieser Bilderstrom wird bei den STREAMS thematisiert und in einem berauschend schnellen Durchlauf gesichtet, gefiltert, umgeschichtet und in neue Zusammenhänge gestellt. Stoppt man diesen imaginierten Bilderstrom, kommt es zu Kollisionen und Überlagerungen, die sich zu einem postabstrakten Syntaxmix formieren. Der mediale, elektronische Aspekt dieser Bildgenerierung kommt in der Verwendung von Rasterüberlagerungen zum Ausdruck, der die Bilder auch in die Nähe von gestörten Funkbildern rückt und auf Phänomene wie „Bildrauschen“ oder „Geisterbilder“ verweist.
Das Vokabular der abstrakten Malerei hat bei den ABSTRACTS einen Zerfalls- und Transformationsprozess durchlaufen. Die erodierten Überreste der einst klaren und geordneten Strukturen werden recycelt und neu sortiert. Wie Treibgut ziehen Streifen- und Musterelemente durch den Bildraum, es kommt zu Überlagerungen und Kollisionen. Durchbrüche und Öffnungen im Bildraum geben den Blick auf tieferliegende Schichten frei.
Die neueren Serien der INTERIORS und der aktuellen FRACTALS sind eigenständige Werkgruppen, die digitale Werkzeuge mit analogen, handgemalten Texturen kombinieren. Dabei sind bei den INTERIORS konkret definierte, wenn auch surreal fantastische Räume zu erkennen.
Obwohl die FRACTALS nicht so klar einzuordnen sind, ist die räumliche Anordnung auch hier gut erkennbar. Die greifbare Materialität der malerischen Elemente verbindet sich hier auf schlüssige Weise mit einem kubistischen vor und zurück an Standpunkten und Sichtweisen.
INTRODUCTION
Stefan Saalfeld’s works are inspired by classical painting and the possibilities of digital technology. Familiar works are split into their component parts at the computer, then taken to pieces and reassembled as multilayered models. This process lays bare contour and form and dissolves structure and context, only to ultimately allow these elements to reform in new combinations.
The selected elements can be transformed and alienated by creative use of modern photo editing programmes, and then combined to form complex image narratives. Fascinating compositions are made from layer upon layer of geometric patterns, textures and psychedelic abstractions. What appeared to be fixed forms lose their boundaries in these pictures and become part of all-encompassing structures, processes and contexts.
The computer generated aesthetic is surprisingly sensuous and nuanced. The addition of soft painted effects and illusionistic devices make for a unique mixture. Works can be composed of up to forty layers placed one over another. The creative process allows for maximum precision, right down to the tiniest detail. Saalfeld aims for his works to have a dual receptivity: from a normal viewing distance, the overarching idea of the picture and the composition is visible. A close-up view reveals an astonishing amount of detail.
Saalfeld creates his works in series, allowing him to explore the themes he has chosen in detail. He produced four bodies of works in this way between 2009 and 2012, with a visual language that ranges from sketchy webs of lines to clearly structured coloured canvases. The first of these is SPLINES, a series of expressive labyrinths made up of long lines that have no recognizable beginning or end. These diverse works achieve a synthesis between drawing, painting and generative software art. The boisterous dynamism of these pictures calls to mind Jackson Pollock’s drip paintings. The digital all-over-action is also intended to liberate the viewer’s perceptions of space.
In SWARMS and CROWDS, the visual range of references and correspondences is so rich that the viewer’s eyes are unavoidably made to see in them shadowy figures and new motives. This digital informality draws on familiar devices from abstract expressionism and takes them to their logical conclusion.
In this age of digital media, pictures are increasingly reduced to the sum of the information contained in them, and interpreted as medial codes and signs. Art history can, in this context, be seen as a sequence of an innumerable multitude of individual positions and formulations. This flow of images is the subject of STREAMS, in which a dizzyingly rapid sequence of images is shown, filtered, layered and reassembled in new combinations. On halting this imaginary stream of images, collisions and elisions are produced, which in turn form a new, post-abstract syntax. The medial, electronic aspect of this process of image generation is expressed in the use of multiple grids, which remind us of distorted photograms, and refer to phenomena such as “image noise” and “ghost images”.
The vocabulary of abstract painting is embroiled in a process of decay and transformation in ABSTRACTS. The eroded remains of once clear and ordered structures are recycled and reorganized. Like flotsam, stripes and patterned elements move across the canvas; there are collisions and elisions. Breaks and openings in the canvas allow a view of the layers underneath.